Hilfsnavigation
Zum Aktivieren des Google-Übersetzers bitte klicken. Wir möchten darauf hinweisen, dass nach der Aktivierung Daten an Google übermittelt werden.
Mehr Informationen zum Datenschutz

Seiteninhalt

07.09.2020 Interview mit Moritz Schwerthelm

Für diesen ersten Beitrag zum erweiterten Bildungsverständnis hat die Bildungsregion Hameln-Pyrmont mit Herrn Moritz Schwerthelm gesprochen. Moritz Schwerthelm, geboren und aufgewachsen in Hameln, ist Bildungswissenschaftler und Jugendarbeitsforscher an der Universität Hamburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Gesellschaftliches Engagement, demokratische Partizipation und Demokratiebildung von Kindern und Jugendlichen in der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit. Er beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedingungen Menschen brauchen, um sich zu bilden und wo und auf welche Art und Weise sie Demokrat*innen werden können.

Er beschreibt aus Sicht der Erziehungswissenschaft die Bedeutung der Selbstbildung junger Menschen. Diese kann sich dort entwickeln, wo Erfahrungen im eigenen Handeln oder im sozialen Miteinander  gemacht werden, eigene Interessen verfolgt werden und man sich in Auseinandersetzung mit anderen den eigenen oder gemeinsamen Themen widmet.

Dieser Bildungsaspekt ist aus seiner Sicht entscheidend für die politische Integration junger Menschen und deshalb neben der formalen Bildung als Voraussetzung für Berufstätigkeit und damit für die ökonomische Integration notwendig für den Bestand moderner demokratischer Gesellschaften.

Allerdings rückt dieser Aspekt der Bildung seiner Meinung nach in öffentlichen Debatten sehr häufig in den Hintergrund, während der Aspekt der Qualifikation für den Arbeitsmarkt dominiert. Dies werde auch in der Diskussion um die Situation von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie deutlich, in der zumeist auf deren Rolle als Schüler*innen geschaut werde, nicht aber auf die in dieser Zeit sehr eingeschränkten Möglichkeiten zur Selbstbildung.

Möglichkeiten zur Selbstbildung bestehen laut Schwerthelm überall dort, wo sich Menschen eigenaktiv im Alltag mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Es gebe jedoch nur wenige Bereiche, wo eine solche Bildung pädagogisch unterstützt werde. Das sei vor allem die Kinder- und Jugendarbeit wie sie selbstverständlich auch in Hameln-Pyrmont existiert, also Jugendzentren, Jugendprojekte, kommunale Jugendbeteiligung und Jugendverbände wie die Pfadfinder oder die kirchlichen Jugendorganisationen. Aber auch in Kindertagesstätten und Ganztagsangeboten an Schule sollte es genau darum gehen. Allerdings würden die Angebote dort zunehmend genutzt, um Schule mit ihrer Funktion der Qualifikation und Ausbildung zu unterstützen, so Schwerthelm mit Verweis auf den letzten Jugendbericht der Bundesregierung nach dem jungen Menschen immer weniger Bereiche zur Verfügung stünden, in denen sie sich erstens selbstverwirklichen und sich zweitens auf demokratische Weise in die Gesellschaft einbringen können.

Als wichtige Aufgabe der Kommunen nennt Schwerthelm die Anerkennung des spezifischen Auftrags zur Selbst- und Demokratiebildung der Jugendarbeit. Ein Problem dabei sei, dass die Wirksamkeit solcher Formen von Bildung weniger gemessen werden kann als die der formalen Bildung. Neben der Bereitstellung entsprechender Haushaltsmittel für eine aktive Jugendarbeit ist es aus Sicht Schwerthelms kommunale Aufgabe, die jungen Menschen zu beteiligen und ihnen Mitbestimmungsrechte zu gewähren.

Das komplette Interview mit Herrn Schwerthelm finden ist hier zu finden. Darüber hinaus gibt es hier Videobeiträge von Moritz Schwerthelm, in denen er noch einmal vertieft und sehr anschaulich auf die einzelnen Punkte des Interviews eingeht.